Wolfgang Bernstein, geboren am 24.07.1929

Von April 1944 bis März 1947 Maschinenschlosserlehre im Raw (Reichsbahnausbesserungswerk) Chemnitz. aus Abenteuerlust und wegen besserer Verpflegung hat Bernstein ständig drauf gedrängt zum EAZ  3 (Eisenbahnausbesserungszug), welcher vom Raw Chemnitz aufgestellt worden war, versetzt zu werden. Die Versetzung kam schließlich im September 1948 zustande. Der EAZ 3 war zu dieser Zeit, nach einem kurzen Aufenthalt in Halle, in Berlin Karlshorst stationiert.

Wir haben dort Lokomotiven der Baureihe 50 der Kolonne 7 repariert. Ich gehörte zu den Armaturschlossern.

Wie war die Struktur des EAZ?
Die Handwerker waren entsprechend der anfallenden Aufgaben in Gruppen eingeteilt. So gab es u.a. folgende Einteilungen:
    Schlosser für Stangen- und Achsarbeiten
    Kesselschmiede
    Armaturenschloser
    Aschkastenschlosser
    Bremsschlosser
    A und E Schweißer
    Dreher
    Auswäscher

Die Verwaltung bestand aus:
    Die Leitung (Walter Rockstroh Leiter, Alfred Förster (Vorsitzender des Betriebsrates)
    Lohnrechnung
    Buchhaltung
    Versorgung einschließlich Küche
    Schutzkleiderlager
Es waren insgesamt über einhundert Beschäftigte.

Wie war die Unterbringung?
Alles war in Eisenbahnwagen untergebracht. Ich erinnere mich an folgende Wagenaufteilung:
    Etwa 20 Wohnwagen, zum Teil vier- und zweiachsig
    2 Küchenwagen, einer für die Vorbereitung, einer mit Kochkessel
    1 Kühlwagen als Vorratslager
    1 Kurierwagen zwischen EAZ - Raw Chemnitz - Rbd Dresden
    1 Wagen für den Zugleiter
    1 Bürowagen
    1 Wagen als Schutzkleiderlager
    1 Wagen für Armaturenschlosser
    2 Drehereiwagen
    1 Wagen als Schmiede
    1 Wagen für die Elektriker
    1 Wagen als Werkzeugausgabe

In Berlin Karlshorst standen die Werkstattwagen im oder vor dem Lokschuppen und die Wohnwagen auf einem Abstellgleis unmittelbar neben den S-Bahngleisen. Ein Wohnwagen ist in Berlin abgebrannt.

Wir bekamen täglich warmes Essen und ansonsten alle 10 Tage Kaltverpflegung laut Verpflegungssatz.
Für besondere Leistungen bzw. Sonderwünsche erhielten wir von den Lokbrigaden mitunter in Polen eingetauschte Lebensmittel. so wurden wir besonders belohnt, wenn wir Handräder aus Messing oder Messingglocken für Dampfpfeifen beschafften und anbauten.

Die Umsetzung nach Frankfurt (Oder) erfolgte Anfang Oktober 1949, kurz vor der Gründung der DDR. Vorher mussten wir noch die Ofenrohre, die weit über das Wohnwagendach herausragten, abnehmen. Die eigentliche fahrt nach Frankfurt erfolgte abends. es gab ein Gerücht, dass wir nach Brest sollten. Deshalb nutzten wir jede Gelegenheit um zu erkunden wo wir uns befanden. Wir wollten in keinem Fall über die Oder.

Was wissen Sie vom Schmuggel?
Ein beliebtes Versteck waren die hohlen Umsteuerstangen. sogar Ölflaschen passten dort hinein. sie wurden an einer Schnur festgebunden und konnten so wieder herausgezogen werden. In einem Fall sollten wir die Funktionsfähigkeit der Tenderventile  überprüfen. Dabei stellten wir fest, dass die Durchlassfähigkeit vermindert war, weil Speck auf dem Ventil lag. Der Speck war offensichtlich aus einem Paket, das sich im Tender befand, herausrutschte.

Er war dabei, als die Dachkonstruktion für das Kulturhaus Völkerfreundschaft vom Stettiner Bahnhof geholt wurde. Wohnwagen mit Schlosser sowie mehrere Plattenwagen wurden zu diesem Zweck zusammen gesellt.