Horst Dallmann, geboren am 03.03.1920
Bei der Deutschen Reichsbahn seit 24.05.1947 im Betriebswerk (Bw) Greifswald als Wagenschlosser tätig.
Mit Hinweise auf gute Verpflegung und Zahlung einer
Auslösung wurde damals mittels Aushänge im Bw Greifswald für die Bauzüge
geworben. Weil mein Anfahrtsweg zur Dienststelle recht weit war, bewarb
ich mich. Ab 10. Januar 1949 gehörte ich zum Eisenbahnausbesserungszug 16 (EAZ
16), der zu dieser Zeit auf dem Betriebsbahnhof Berlin Rummelsburg stationiert
war. Die Wohnwagen, der Küchen- und bürowagen sowie der Wagen für die
Arbeitsschutzkleidung standen auf dem Bahnhof. Die übrigen Wagen, Schmiede,
Werkstatt, Werkzeugausgabe usw., standen im Gelände des Bahnbetriebswerkes.
Leiter des Zuges war Herr Dolizinski, Der Vertreter der Gewerkschaft war
gleichzeitig der Verantwortliche für die Verpflegung.
Untergebracht waren wir in zweiachsige Wohnwagen, andere Kollegen wohnten in Vierachser. Mein Bett bestand aus einem Holzgestell mit Strohsack und Decken, welche teilweise mit karierter Bettwäsche bezogen war.
Unsere Arbeitszeit ging von 6:00 -22:00 Uhr. Wir arbeiteten recht lange um Heimfahrzeiten raus zu arbeiten.
Wir reparierten Lokomotiven der Baureihe 01 der Kolonne 42. Die dazu gehörigen Personale waren Russen. Die Reparaturen erfolgten in einem Rundschuppen welcher heute nicht mehr vorhanden ist. Nur Achssenkarbeiten wurden bei entkuppeltem Tender im noch vorhandenen Rundschuppen vorgenommen. Die Lok 01 152 hatte einen emaillierten Tender.
Die russischen Lokpersonale haben häufig unsere Arbeiten überwacht. Die Arbeiten an der Wasserpumpe und an den Wasserständen wurden teilweise von ihnen selbst ausgeführt. Ein Lokführer, zweifacher Held der Arbeit, fiel besonders auf. Seine Heizer mussten mit Mauersteinen die Treib- und Kuppelstangen blank putzen. Die Pufferteller und -hülsen wurden abgedreht und die Kupplung blank poliert. Eine viel zu große Schiffssirene mussten wir auf die Lok montieren. Dieser hochdekorierte Lokführer verlangte von uns bestimmte Veränderungen am Regler vorzunehmen um das Wasserreißen zu verringern. Wir weigerten uns, weil es eine Bauartenänderung wäre. erst auf Einschreiten des Kommandanten der Lokkolonne ließ er von seinen Vorhaben ab. Zu einem anderen Zeitpunkt haben wir unter seiner ständigen Kontrolle an seiner Lok 01 005 drei Tage an den Überhitzerelementen gearbeitet.
Zu einer Lokbesatzung gehörten stets 1 Lokführer und 2 Heizer. Der erste Heizer bediente den Kessel und der Zweite holte die Kohlen im Tender vor und war der Schmiermax. Im Mannschaftswagen gab es außerdem noch einige Frauen.
Ein Teil unseres EAZ zog am 23.11.1949 nach Frankfurt um.
Der Rest wurde in Berlin aufgelöst. In Frankfurt wurden wir dem EAZ 3
zugeordnet. Auch einige Lokomotiven der Baureihe 01 wurden mit nach Frankfurt
umgesetzt.
Unsere Wohnwagen und die Verwaltung standen auf dem Verschiebebahnhof auf den
Gleisen 14 und 15. Die Werkstattwagen standen auf den Strahlengleisen vor
dem Rundschuppen. Der Bürowagen mit der Kasse stand auf einem Gleis am Standort
der heutigen Drehscheibe.