Interview am 30.12.1996
Jan Kubzdyl, geboren am 12.03.1920 in Zbaszyn
(Benschen)
ul. Slubicka 60
69 - 110 Rzepin (Reppen)
Zur Entwicklung:
In Zbaszyn aufgewachsen hat er von 1941 bis 1945 bei der Deutschen
Reichsbahn im Gleisbau gearbeitet. Nach einer sechsmonatlichen Ausbildung wurde
er 1947 als Zöllner auf dem Bahnhof Rzepin zur Kontrolle der Lokbrigaden
eingesetzt. von 1951 bis zu seinem Ausscheiden am 12.03.1980 war er auf dem
Bahnhof Kunowice, später auch als Leiter der Dienststelle, tätig.
Wo und wann haben Sie die deutsche Sprache
gelernt?
Bei der Deutschen Reichsbahn in Benschen.
Wie kamen Sie zu den Spitznamen "Handschuhmaxe"
Um mir die Hände beim Besteigen der Lokomotiven oder Wagen bzw. bei den
Kontrollen nicht dreckig zu machen, trug ich Arbeitshandschuh aus hellem Leder.
Das war zweckmäßig, weil zwischendurch auch Schreibarbeiten ausgeführt werden
mussten. Deshalb gaben mir die deutschen Personale diesen Namen.
Wie lange dauerte eine Kontrolle?
Wir hatten 30 bis 40 Minuten Zeit für eine Kontrolle. Eine längere Zeit
hätte unter Umständen den Betriebsablauf behindert. Deshalb wendete ich meine
eigenen Methoden bei der Kontrolle an.
Meistens hatte das Lok- und das Zugpersonal einschließlich Wagenmeister
gesonderte Mannschaftswagen. Ich fragte oft unter vier Augen nach den Verstecken
im jeweils anderen Wagen. Mitunter hatte ich Glück damit und brauchte nicht
lange suchen.
Was geschah mit beschlagnahmter Schmuggelware?
Die wurde sicher gestellt. Dem Personal passierte sonst nichts weiter.
Nur einmal haben wir goldene Uhren, 30 im Brigadewagen und 20 in einem Behälter
der unter einem Güterwagen angeschraubt war, gefunden.
Was wurde geschmuggelt?
Ich erinnere mich an die bereits erwähnten Uhren, Igelitmäntel,
Speiseöl, Speck, Kaffee und anderes.
Wir wussten, dass viele Brigaden auf dem Tender unter der Kohle einer Eisenkiste
mit ihren Tauschobjekten hatte, aber wir konnten nur in wenigen fällen so weit
gehen und die Kohle im Depot abladen lassen.